Das Jahr vor der Schule

Übergang zum schulischen Lernen

Während jüngere Kinder in der Regel spontan aus dem Moment heraus Spielverhalten zeigen, benötigen die sechsjährigen Kinder nicht unbedingt die Anregung von außen, sondern können die Spielidee aus Erinnerung schöpfen. Sie gehen zielstrebig und ausdauernd, möglichst realistisch gestaltend an den Spielvorgang. Hier zeigt sich die Fähigkeit zur Antizipation von Handlungsabläufen. Die Kinder bilden sich genaue Vorstellungen wie das Ziel zu verwirklichen ist. Auch die erwachsene Sozialkompetenz gehört zu den Eigenschaften der angehenden Schulkinder. Im Freispiel übernehmen sie gern die Initiative, beziehen die jüngeren Kinder mit ein und erfüllen gern und interessiert Aufgaben des Alltags z.B. Tisch decken etc. Sie sind unter den Kindergartenkindern die Großen (die Könige) und sie genießen es als solche anerkannt zu sein. Die Erfolgserlebnisse fördern ihr Selbstvertrauen, das sie stark macht für die Anforderungen der Schule.

Für die älteren Kindergartenkinder ist von großer Bedeutung, dass sie sich in diesem Entwicklungsabschnitt selbst als diejenigen erleben, die das Kindergartenleben kennen, die einen gewissen Überblick haben, die sprachlich und gedanklich schon etwas „können“. Deshalb heißt das letzte Kindergartenjahr der Sechsjährigen auch das „Königsjahr“. Gerade diesen Reifungsprozess sollten die Kinder noch im Kindergarten erleben können da er für die Entwicklung des Selbstvertrauens in die eigenen Kräfte von größter Bedeutung ist. Mit dem sichern Gefühl „Ich kann das“ verlassen die älteren Kinder dann den Kindergarten und betreten die Welt der Schule. Eine sehr große Rolle spielen die Tätigkeiten, die von den Vorschulkindern ausgeführt werden.

Die Erzieherinnen führen die Kinder über praktische, kleinere Arbeiten zu den länger andauernden Vorschularbeiten hin. Zusätzlich zum Gruppenalltag werden die angehenden Schulkinder unter der besonderen Berücksichtigung der Aspekte zur Schulreife individuell und gezielt gefördert.

Unsere Wege dieser zusätzlichen Förderung

Im letzten Kindergartenjahr gehen wir mit den angehenden Schulkindern einmal wöchentlich (von neun bis zwölf Uhr) in den nahegelegenen Wald. Nach einstündiger Wanderung an unserem Platz am Bach angekommen, findet zunächst einmal der Morgenkreis (rhythmischer Teil) mit anschließendem gemeinsamen Frühstück statt.Danach ist Zeit zum Spielen, Schnitzen, Sägen, Balancieren, die Natur beobachten und erforschen.

Die Waldtage finden zu jeder Jahreszeit und bei fast jedem Wetter statt. Obwohl wir das ganze Jahr hindurch den gleichen Weg wandern, gibt es immer wieder Entdeckungen und Überraschungen. Wir erleben die Veränderung der Natur durch die Jahreszeiten und durch das Wetter. Wir lernen Pflanzen und Tiere kennen. Die Kinder haben in diesem Jahr viele elementare Sinneserfahrungen in der Natur, die hier so vielseitig sind.

Es gibt Böschungen und Hügel, die erklettert werden können, Bach, Tümpel und kleine Seen, wo man seine Erfahrung mit dem Element Wasser macht. Gerüche und Geräusche verschiedenster Art sind zu entdecken. Immer wieder werden besondere Tiere, Pflanzen, Steine und Holzstücke gefunden und bewundert. So nutzen wir die bildende Kraft der Natur für die gesunde körperliche, seelische und geistige Entwicklung der Kinder und führen sie zur Liebe für die Natur.

Zusätzliche Aufgaben im Gruppenalltag

Im letzten Kindergartenjahr verwandeln sich im Kinde die Fantasiekräfte in Vorstellungskräfte. Die Kinder stellen sich der Welt immer stärker gegenüber und erleben den Erzieher nicht nur mehr als nachzuahmendes Vorbild, sondern auch als Autoritätsperson welcher man gern nacheifern möchte.
Die Vorschulkinder wollen jetzt dem Erwachsenen helfen und übernehmen mit großer Freude und Tatkraft kleine Aufgaben und zusätzliche Pflichten im Kindergartenablauf. Dabei wird jedes Kind individuell angesprochen und soll sich mit seiner Tätigkeit ganz verbinden können.

Einmal in der Woche werden mit den zukünftigen Schulkindern in einer zusätzlichen Stunde Geschicklichkeitsspiele und rhythmisches Formenzeichen geübt, sowie längere Geschichten und Märchen erzählt.

Unser Anliegen ist es dabei die Geschicklichkeit, die Konzentration, die Ausdauer, die Hand-Augen-Fuß-Koordination und die Dominanzentwicklung zu fördern, damit das Kind Sicherheit und Festigkeit der eigenen Leiblichkeit erlebt und es mutig und freudig auf die kommenden Schulzeit blicken kann. Um den Übergang zur Schule pädagogisch sinnvoll zu gestalten, ändert sich für die zukünftigen Schulkinder der Tagesablauf.

Der Tag beginnt jetzt mit einer handwerklich-künstlerischen Tätigkeit wie z.B.

  • Schiffchen oder Windmühlen bauen
  • Kissen oder Taschen für die Webarbeiten nähen
  • Wanderstöcke schnitzen, Ledertaschen nähen
  • Formenzeichen – dabei entscheidet jeder Erzieherin individuell der Gruppe entsprechend was für Arbeiten gemacht werden.

Über einen längeren Zeitraum wird an einer Aktivität gearbeitet, sodass die Kinder sich intensiv mit ihrem Werkstück verbinden können.